Anfang Mai hatten wir die Möglichkeit, die Beyond Tellerrand in Düsseldorf zu besuchen. Die #btconf ist eine Veranstaltung mit Schwerpunkt Frontend Entwicklung, Design und Usability. Und das trifft es ziemlich auf den Punkt!
Marc Thiele, der Veranstalter, steckt alles in die Konferenz und das merkt man bis ins kleinste Detail! Begrüßt wird man zunächst von DJ Tobi Lessnow, der das Capitol Theater mit elektronischen Klängen füllt. Die Konferenz startet dann - wie jedes Jahr - mit einem Introvideo.
Video: Beyond Tellerrand von Device
13 Talks erwarten uns die nächsten zwei Tage. Jeder Talk wurde von DJ Tobi live aufgenommen und als Song in den Pause präsentiert und gemixt. Großartig!Alle Talks waren super interessant und gaben uns neue Infos, erweiternde Sichtweisen oder einfach den notwendigen Blick über den besagten Tellerrand! Speaker waren unter anderem: Simon Collison, Peter Paul Koch, Jeremy Keith, Anton & Irene, Scott Jehl, Jeffrey Veen, Rachel Nabors und Petro Salema, um nur ein paar wenige zu nennen.

Jeremy Keith - ENHANCE
Jeremy Keith startete seinen Talk mit der Aussage, dass er unsere Gehirne an ein paar kleinen Ecken und Kanten neu verdrahten wird, um so unsere Denkweise auf bestimmte Dinge zu verändern. Um uns zu zeigen, was genau er damit meinte, zeigte er uns eine Ente und ein kleines Detail, weswegen wir nun Enten nie mehr so sehen werden wie früher. Zack, die ersten Synapsen wurden schon neu verdrahtet! Ich würde behaupten, jeder Speaker schaffte das! Jeder Talk erweiterte unsere Sicht und Vorsicht auf die verschiedensten Dinge ungemein.
Zurück zu Jeremy's Talk: Seine Kernaussage war, wie gesagt, dass wir alte Dinge mit neuen Augen ansehen sollten. Bezogen auf unsere täglichen Aufgaben - die daraus bestehen, HTML, CSS und Javascript so einzusetzen, dass eine gut funktionierende Website entsteht - helfen solche Sichtweisen oft ungemein. Zwei Zitate von Jeremy, die seinen Talk abrundeten:
«I support every Browser, i do not optimize for every Browser!» und «Websites do not have to look the same in every Browser!»

Anton & Irene - Collaboration across UX & Design
Anton & Irene zeigte zum Teil ihre Arbeiten und ihre Herangehensweise. Darunter sind Kunden wie Wacom, CNN und USA Today. Die typischen Schritte wie Pitch, Discovery/Recherche, UX/Design Phase wurden genannt, allerdings mit ein paar kleinen netten Details.
The Pitch
Pitching ist schwer. Pitching kann ungemütlich sein und im Grunde ist Pitching wie Make up im Dunkeln auftragen. Verliert man den Pitch, Kopf hoch, weiter geht’s! Es wurde ein Beispiel genannt, wie eine Agentur einen Pitch verlor und sich daraufhin ziemlich arschig benahm. «Don’t be a Dick if you lose!» sagen A&I dazu.
Discovery
Den Kunden besser kennenlernen, ein Gefühl für die bevorstehende Arbeit entwickeln, CI entdecken. Das sind bekannte Aufgaben, die wir schon lange durchführen! Der Hinweis von A&I ist, niemals länger als eine Stunde am Konzept arbeiten. Oftmals werden Konzepttermine auf mehrere Stunden gestreckt, viele Ideen durchwandern den Raum um am Ende meist doch zur allerersten Idee zurückzukehren.
UX & Design
Zwei Unterschiedliche Dinge - aber zwei der wichtigsten im gesamten Prozess eines Projekts. Oftmals werden diese Arbeiten als eins angesehen und in einem Zug gemacht. Das ist auch sehr gut so, UX sollte niemals nach oder vor dem Design gemacht werden. Erledigt man beide Aufgaben zur selben Zeit, sei es einzeln oder im Team, bekommt man mit Sicherheit das beste Ergebnis. A&I fügen hinzu «More people doesn’t mean faster work».
A&I polarisierten kurz das Publikum, als Irene das Thema User Research ansprach. Irene sagte sehr eindeutig «User research is bullshit! We don’t do user research!» Sie untermauert ihre Aussage mit zwei Zitaten. Dieter Rams von Braun sagte «We never did any consumer research during my time at Braun, we wanted to change the world!» und Henry Ford sagte damals «If i would have asked people what they wanted, they would have said they wanted a faster horse».
Sehr starke Worte! Ich glaube ja, User Research kann ein sehr sehr mächtiges Tool sein, wenn man es richtig macht! Fragt man zwanzig Leute ob das gerade erstellte Design funktioniert kann man es auch direkt bleiben lassen. Im Grunde stimme ich aber A&I zu.

Jeffrey Veen - Momentum: Crafting a creative culture
Jeffrey erzählte uns von Krisenmanagement anhand eines Beispiels von Typekit. Typekit beliefert täglich tausende Websiten mit Schriftarten. Eines Morgens sah Jeffrey, dass die Typekit Server keine Schriften mehr auslieferten und es quasi zum Stillstand kam. An einem Freitag, dem 19 Dezember, kurz vor Weihnachten. Perfektes Timing für die perfekte Krise!
Durch klar strukturierte Aufgaben und Arbeitsvorgänge konnte die Krise behoben werden und sehr interessant war dabei, wie Jeff und seine Kollegen dies angingen. Im Grunde wurden Teams erstellt, die bestimmte Aufgaben bewältigten. Jeder hat eine Aufgabe und um genau diese kümmert er sich ohne weitere äußeren Einflüsse. Das verhinderte Stress und ermöglichte eine fokussiertes Vorgehen! Um Stress zu vermeiden heisst es Ruhe bewahren. Ein sehr gutes Beispiel ist, wie stellt man die richtigen Fragen um im Fokus zu bleiben?
Zum Beispiel sollte die Aussage nicht lauten: «Ich mag das blau nicht!»
Eine Aussage mit der man nichts anfangen kann. Danke für die Info. Und jetzt?
Besser wäre: «Warum ist das blau?»
Man kann begründen, es gibt eine Grundlage zur Diskussion.
Noch besser wäre aber: «Ist an dieser Stelle Farbe überhaupt wichtig?»
Eine Diskussion auf einer ganz anderen Ebene wird ausgelöst.
In unserer heutigen Welt muss man sich vor Augen halten, everything is connected & everything will break! Das Ziel, die Umgebung, eine Serverstruktur zum Beispiel, muss entspannt gehalten werden, aber fokussiert! Keine leichte aber eine wichtige Aufgabe!

Rachel Nabors - Animating the user experience
Ein sehr großartiger Talk von Rachel über Animationen auf Websiten. Wo sollten welche sein, wie sollten sie aussehen?
Rachel sagte zunächst: "Animation should be invisible!" Animation soll dem User ein Feedback geben, über das, was er gerade machte. Klicken? Der Button zeigt dass er geklickt wurde. Subtil, nicht mit viel Geblinke.
Sie gibt uns sechs Design Prinzipien mit auf den Weg:
- Causality - Kausalität: Ursprung der Animation
- Feedback: Animation als Reaktion einer Eingabe
- Location: Animation, um den User von A nach B zu bringen
- Progression: Animation, um dem User Fortschritt zu zeigen (zB. Bestellprozess)
- Transition: Animation, um einen neuen Bereich einzuleiten
- Physics: Physik macht, dass sich Animation natürlich anfühlt
Sollte man auf einer Website Animationen anwenden, dann sollten mindestens zwei dieser Prinzipien berücksichtigt werden. Desweiteren sollten Animationen frühzeitig eingebunden werden. Steht die Website schon macht es wenig Sinn noch verschiedene Animationen darüber zu bügeln.

Petro Salema - Designing Interfaces that think
Petro erklärte uns, warum gerade Smartphones in Zukunft ein Problem werden könnten - ein Problem bezüglich des Inputs den man vom Gerät bekommt. Seine Aussage basiert auf Moore’s Law. Exponentieller Wachstum! Früher hatte man eine Telefonnummer und diese funktionierte nur an einem Ort: Zuhause. Im Büro hatte man dann vielleicht noch eine andere. Die Kernaussage hier, man hat den ganzen Tag den Kopf frei für genau das, was man gerade macht. Kommt man dann Abends nach Hause, kann man Anrufe erwarten und Bekannte wissen, abends ist man erreichbar. So war das früher. Aber die Aussage «Früher war alles besser!» mag zwar ihre Berechtigung haben, ist aber nicht wirklich eine anwendbare Option. Und die Gegenwart sieht folgendermaßen aus:
Wir arbeiten am Computer, der uns auf die verschiedensten Wege Dinge mitteilen kann. Das Smartphone in der Hose schreit dabei noch lauter und mittlerweile tippen uns Geräte aufs Handgelenk. Ich schaue auf dich, Apple Watch! Die Aufgabe, die aber nur teilweise in unseren Händen liegt, ist den Mitteilungen eine gewisse Intelligenz mitzugeben. Wenn ich in einem Café mit einem bekannten sitze, will ich ganz sicher nicht wissen, dass morgen Beispielsweise Muttertag ist und ob ich denn schon ein Geschenk besorgt habe. Eine Intelligenz könnte all diese Nachrichten sammeln und mir aufzeigen sobald ich Abends zuhause bin. Diese Aufgabe liegt allerdings bei den Entwicklern von großen Betriebssystemen.

Stephanie Rieger - The energing global web
Stephanie entführte uns in das Internet von Asien. Man kann sich zunächst kaum vorstellen, dass es dort anders funktioniert als bei uns aber doch, das Internet ist dort eine ganze andere Welt. In Kuwait werden Schafe und Ziegen über Instagram verkauft. In Thailand die verschiedensten Waren über Facebook. In China gibt es kein E-Commerce, wie man es hier immer wieder hört, dort gibt es einfach nur Commerce. Tatsächlich könnte jeder dort relativ einfach einen Shop eröffnen und viele machen das auch in Ihrer Freizeit.
Alibaba heisst dort das größte Verkaufsportal. Marken und Firmen melden sich dort an und haben innerhalb von Alibaba einen eigenen Bereich, über den Waren, in welcher Form auch immer, verkauft werden. Tatsächlich ist Alibabas Einfluss so groß, dass große Namen wie sogar Apple dort ihren Platz haben. Und alles funktioniert dort per Mobilgerät. Dort macht man sich keine Gedanken mehr über Responsive Design. Stephanie schloss ihren Talk und auch die Conference mit den Worten «Asia has an early prototype of the Internet we may get in the near future»
Tschüss Beyond Tellerrand, wir sehen uns bestimmt bald wieder!
Und nach zwei Tagen war es dann auch schon wieder vorbei. Leider. Aber nach den ganzen motivierenden Talks hat man die Räume des Capitol Theaters noch nicht richtig verlassen und will sofort Websites bauen, designen und verbessern! Und genau das werden wir nun machen, mit einer Menge neuem Wissen im Hinterkopf!